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Washington stellt sich unwissend
Nach Verhaftung von US-Terroristen in Kuba sickern immer mehr Informationen durch.
Nach der Festnahme von vier mutmaßlichen Terroristen aus den USA in Kuba, die Havanna in der vergangenen Woche offiziell vermeldet hatte, bemühen sich beide Seiten offenbar um Zusammenarbeit. Wie die spanische Nachrichtenagentur EFE am Sonnabend meldete, haben sich bereits am vergangenen Donnerstag Beamte des kubanischen Außenministeriums und der US-Interessenvertretung (SINA) in der kubanischen Hauptstadt getroffen. Die Kubaner hätten dabei einige Informationen und Schriftsätze übergeben, die »wir jetzt überprüfen«, hieß es in einer kurzen Mitteilung der SINA.
Offiziell verweigerte Washington allerdings auch am Wochenende weiter jede Stellungnahme. Einen Tag vor dem Treffen in Havanna hatte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Jen Psaki, auf ihrer täglichen Pressekonferenz erklärt, »keinerlei Informationen über die Verhafteten« zu besitzen, und behauptet, daß die kubanische Regierung noch keinen Kontakt mit den USA aufgenommen habe. Demgegenüber hatte das kubanische Innenministerium bereits am 6. Mai angekündigt, umgehend mit den US-Behörden in Verbindung zu treten, um zu verhindern, »daß Aktionen terroristischer Elemente und Organisationen mit Basis in den USA das Leben und die Sicherheit von Menschen beider Nationen gefährden«. Auf Nachfrage von Journalisten konnte Psaki elf Tage nach deren Festnahme keine Auskunft darüber erteilen, ob die des Terrorismus beschuldigten Exilkubaner Staatsbürger der USA seien oder dort nur ihre Wohnsitze haben.
Havanna hatte am vergangenen Dienstag die Verhaftung von José Ortega Amador, Obdulio Rodríguez González, Raibel Pacheco Santos und Félix Monzón Álvarez mitgeteilt (jW berichtete). Nach Angaben der Ermittler haben die vier Verhafteten zugegeben, daß sie militärische Einrichtungen auf Kuba angreifen und Soldaten ermorden wollten, um gewaltsame Reaktionen zu provozieren. Die Anschlagspläne und ihre Reisen seien von den in Miami lebenden antikommunistischen Aktivisten Santiago Alvarez Fernández Magriñá, Osvaldo Mitat und Manuel Alzugaray organisiert worden, die enge Kontakte zu dem dort frei herumlaufenden Terroristen Luis Posada Carriles unterhielten.
Die wegen illegalen Waffen- und Sprengstoffbesitzes in den USA vorbestraften Santiago Álvarez und Osvaldo Mitat wie auch der militante Invasionsbefürworter Manuel Alzugaray behaupteten daraufhin gegenüber der in Miami erscheinenden Tageszeitung Nuevo Herald, sie hätten die Namen der Inhaftierten noch nie gehört. Am Donnerstag meldete sich auch Arturo Hernández, der Anwalt des ehemaligen CIA-Agenten Luis Posada Carriles, zu Wort und betonte, sein Mandant habe mit der Aktion »nicht das Geringste« zu tun.
Während Contras und US-Behörden sich noch ahnungslos gaben, haben Journalisten in den USA und Kuba Informationen über die dingfest gemachten und geständigen Terroristen recherchiert. Danach hat der 31jährige Raibel Pacheco Santos Ende 2009 in Florida ein paramilitärisches Unternehmen mit dem Namen »Fuerza Cubana de Liberacion Inc., F.C.L.« (Kubanische Befreiungsmacht) registrieren lassen, dessen Zweck es sei, »das kubanische Volk bei der Rückeroberung seiner Demokratie und seiner Freiheiten« zu unterstützen. Wie das Portal Cubadebate berichtete, erklärte Pacheco damals: »Diese Organisation ist auf Wunsch von bewaffneten Kräften und Mitgliedern anderer Organisationen … gegründet worden, die sich in Kuba befinden. Einziges Ziel der F.C.L. ist der Sturz des Regimes.« Auch der ebenfalls verhaftete Obdulio Rodríguez González ist kein unbeschriebenes Blatt. Er war laut der in Miami erscheinenden Tageszeitung Diario Las Americas vor einigen Jahren vor einem Gericht in Miami-Dade County wegen Diebstahls und häuslicher Gewalt angeklagt. Weiter machte Cubadebate auf die Namensgleichheit des seit Jahren auf Versammlungen radikaler Contragruppen beobachteten Félix Monzón Álvarez mit dem mittlerweile verstorbenen Chef der von der US-Administration finanzierten Kubanisch-Amerikanischen Nationalstiftung (FNCA), Monzón Plasencia, aufmerksam. Der wohlhabende Geschäftsmann aus New Jersey hatte gemeinsam mit Luis Posada Carriles 1997 unter anderem eine Anschlagserie gegen touristische Einrichtungen in Kuba organisiert und finanziert, bei der der italienische Tourist Fabio di Celmo getötet wurde. Auch Monzón Plasencia war trotz erdrückender Beweise von den US-Behörden nicht für seine terroristischen Aktivitäten belangt worden.
Veröffentlichung |
Volker Hermsdorf
junge Welt, 12.05.2014